Was Du über Paleo und Muttermilch wissen solltest – #4

Muttermilch
Muttermilch

In dieser Artikelserie möchte ich Dir den aktuellen Kenntnisstand zum Thema Paleo und Muttermilch geben. Der „Steinzeitdoktor“ Philip Goscienski hat in einem Vortrag seine Erkenntnisse zum oben genannten Thema vorgestellt. Der Vortrag ist auf englisch, ich habe diesen für Dich aufbereitet und werde die Informationen nach und nach an Dich weitergeben. In einem früheren Artikel habe ich Dir bereits einige wichtige Vorzüge der Muttermilch und dem Stillen Deines Babys genannt. Ich habe Dir bereits im ersten Teil dieser Serie sowie im zweiten Teil und dritten Teil einige Fakten dargestellt. Als ich den Vortrag angesehen habe gebe ich zu, dass ich bei einigen Punkten aus dem Staunen nicht mehr rausgekommen bin.
So, jetzt will ich dich aber nicht länger auf die Folter spannen und beginne mit dem vierten und letzten Teil.

Bakterien

Die Darmflora eines Säuglings ist davon abhängig ob er zu früh geboren oder ausgetragen wurde, per Kaiserschnitt oder Vaginal. Der Darm der Mutter liegt nahe der Vagina, somit kommt es bei der vaginalen Geburt zu fäkalen Verunreinigungen des Babys. Diese Bakterien werden über die Haut des Säuglings an die Brust der Mutter weitertransportiert. Sie sind sehr wichtig für die Reifung des Immunsystems des Babys. Diese wichtigen Bakterien fehlen bei einer nicht vaginalen Geburt.

Die Muttermilch ist demnach nicht steril und liefert zum einen die positiven Bakterien, die der Säugling braucht und die Nährstoffe, die diese Bakterien ernähren.

Die „Darmflora“ von gestillten Säuglingen ist demnach anders aufgebaut als bei ungestillten Säuglingen.

Ist Dein Kind ein wählerischer Esser?

Der Geschmack der Muttermilch ändert sich, je nachdem, welche Nahrung die Mutter zu sich nimmt. Gestillte Säuglinge sind an eine Vielzahl von Geschmacksrichtungen gewöhnt und akzeptieren bei Einführung der Beikost somit leichter Lebensmittel, die sie über die Muttermilch bereits geschmeckt haben. Wenn die Mutter dem Baby Nahrungsmittel gibt, die es vorher noch nicht über die Muttermilch aufgenommen hat, kann es leichter zu einer Ablehnung kommen.

Giftstoffe in der Muttermilch

Es gibt natürlich nicht nur Vorteile vom Stillen sondern auch Nachteile:
Auch Giftstoffe wurden in der Muttermilch gefunden, wie

  • PCB Bisphenol A
  • Dioxin Perchlorat
  • DDT Phthalate

Trotz dieser Giftstoffe haben gestillte Kinder eine bessere Leistung in neurologischen Entwicklungstests erbracht.

Trotz dieser Giftstoffe überwiegt eine fischreiche Ernährung während der Schwangerschaft einer fischarmen (Omega-3-Fette) Ernährung.

Trotz dieser Giftstoffe hat eine höhere Aufnahme von Obst und Gemüse mehr gesundheitliche Vorteile als Nachteile.

Vorteil für die stillende Mutter

Stillende Mütter erreichen früher wieder ihr Ausgangsgewicht, als Mütter, die industriell hergestellte Babynahrung füttern. Das liegt daran, dass beim Stillen jeden Tag bis zu 500 Kalorien mehr verbraucht werden.

bedeutet Stillen = Empfängnisverhütung?

Stillen unterdrückt den Eisprung, sofern das Säugen täglich stattfindet und die Mindestfrequenz alle 2 Stunden ist. Die optimale Frequenz zu Beginn beträgt jede 15-20 Minuten. Ja, da war ich auch total überrascht. Früher haben die Mütter ihre Babys in einem Tuch vor den Bauch gebunden und das Baby konnte somit jederzeit an die Brust. Vor allem auch nachts, da alle Familienmitglieder zusammen schliefen. Heutzutage ist es meistens so, dass das Baby im eigenen Bett getrennt von den Eltern schläft.

Steinzeit Empfängnisverhütung

In Studien über Jäger und Sammler wurde beobachtet, dass die Frauen ca. alle 3-4 Jahre schwanger geworden sind und ein Baby bekommen haben oder erst nach dem Absetzen des Stillens wieder schwanger geworden sind.

In der heutigen Zeit haben Frauen einen „unaufhörlichen Eisprung“, d.h., wenn Frauen nicht stillen oder frühzeitig damit aufhören, bekommen sie wieder einen Eisprung.

Das Risiko von Eierstockkrebs erhöht sich jedes Mal, wenn der Eisprung stattfindet. Denn ein Eisprung bedeutet, dass eine Entzündung im Körper der Frau stattfindet. Im Umkehrschluss bedeutet dies wiederum, dass weniger Eisprünge auch weniger Entzündungen verursachen und es so unwahrscheinlicher ist an Eierstockkrebs zu erkranken.

Die Reife der Brust

Die Brust eines Säugetieres ist bis zu dem Zeitpunkt nicht vollständig ausgereift, bis sie sich der Stillzeit unterzogen hat. Unreife Brustzellen sind anfällig für Krebstransformationen durch Karzinogene.

In der Steinzeit gab es so gut wie keine „unreife Brust“, da die meisten Frauen Kinder bekommen und gestillt haben.

Stillen ist natürlich, aber nicht instinktiv

Mütter müssen erst lernen, wie man richtig stillt.

Früher haben sich die Jäger- und Sammler untereinander gezeigt, wie man richtig stillt.

Klassische „Großmütter“ (inklusive Tanten) waren in der Regel auch bis in die Neuzeit vorhanden. Die Bereitschaft zu Stillen ist im 20. Jahrhundert gesunken und somit ist auch das Wissen über das Stillen teilweise verloren gegangen.

Die meisten der heutigen Großmütter haben selbst nicht gestillt und können somit kein Wissen über das Stillen weitergeben.

Doch wer ist dann zukünftig das Vorbild im 21. Jahrhundert?

Was können wir in den nächsten Jahren erwarten und was wollen die Forscher herausfinden?

Es werden sicher immer mehr kritische Nährstoffe in der Muttermilch entdeckt werden.

Es ist ein Ziel, herauszufinden, warum es Stammzellen in der Muttermilch gibt. Auch wird die Forscher die Zusammensetzung der Muttermilch beschäftigen.

Andere wichtige Fragen sind:

Warum bekommen Mädchen eine andere Zusammensetzung der Muttermilch als Jungen?

Warum ändert sie sich mit dem Geschlecht des Säuglings?

Warum bekommen Frühchen andere Nährstoffe als termingerechte Babys?

Warum können Mütter mit einer Mehrlingsgeburt (Zwillinge, Trillinge, etc.) mehr Milch produzieren? Welcher
Mechanismus steckt dahinter?

Schlussfolgerung:
Es gibt keine biologischen Nachteile beim Stillen.

Es ist ein Lernprozess für die Mutter, aber nicht für das Kind

Ich weiß nicht wie es Dir geht, aber ich war und bin total fasziniert von den Erkenntnissen über die Muttermilch und ihren Fähigkeiten.

Ich finde, dass Muttermilch etwas ganz besonderes ist.

Die vorgestellten Erkenntnisse sind jedoch nur die Spitze des Eisberges und in den nächsten Jahren werden bestimmt noch viele weitere Erkenntnisse dazu kommen.

Es bleibt also spannend und ich werde darüber berichten.

Du kannst Dich jetzt für meinen kostenlosen Newsletter anmelden um Up-To-Date zu bleiben. Unabhängig und kompetent.

Interessante Literatur von Philip Goscienski:

Health Secrets of the Stone Age: What We Can Learn from Deep in Prehistory to Become Leaner, Livelier and Longer-Lived
Philip J. Goscienski

Health Secrets of the Stone Age
Philip J. Goscienski

PS: Teile Diesen Artikel mit Deinen Freunden und Bekannten! Dankeschön!

Quellen:
The First Paleo Food: It’s Breastmilk and It’s Alive! — Philip Goscienski, M.D., F.A.A.P.
http://www.dge.de/modules.php?name=Content&pa=showpage&pid=15
Image: Pixabay, Lizenz: CC0 Public Domain

1 Comment

  1. Katharina Landgraf

    „Es ist ein Lernprozess für die Mutter, aber nicht für das Kind“ -> Anmerkung: auch das Kind muss das korrekte Saugen an der Brust erst lernen. In eine Stillbeziehung wachsen beide hinein: Mutter und Säugling 🙂

    Gerade wenn Schnuller und/oder Sauger zusätzlich zur Brust verwendet werden, kann dies den Lernprozess beeinträchtigen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert