Tragetuch oder Kinderwagen? Wo fühlen sich Babies am wohlsten?

Tragetuch oder Kinderwagen?
Tragetuch oder Kinderwagen?

Im Babyfachgeschäft ist mir sofort das riesige Angebot an Kinderwagen aufgefallen, das halbe Geschäft war mit diversen Kinderwagen bestückt. Diese sind wirklich nicht zu übersehen. Konntest Du Dich da etwa schnell und einfach entscheiden, welchen Du kaufst? Vieles ist zu beachten, Fragen über Fragen. Und ist der Kinderwagen überhaupt das optimale Transportmittel für Kinder? Gibt es nicht noch andere Möglichkeiten? Wie haben die Mütter und Väter früher ihre Kinder transportiert? Auch ich stand vor der großen Auswahl von Kinderwagen und konnte mich nicht recht entscheiden. Auf jeden Fall sollte er schadstofffrei sein. Meine Hebamme hat mich dann aber auch noch auf eine andere Transportmöglichkeit hingewiesen, auf das Tragetuch.

Historie

Geschichte des Tragetuches

Säuglinge und Kleinkinder wurden früher (bis vor ca. 200 Jahren) hauptsächlich am Körper der Mutter getragen. Getragen wurden die Kinder aber meistens in den ärmeren Gesellschaftsschichten. Wohlhabendere Leute ließen ihr Kind von Ammen stillen, von Kindermädchen betreuen und machten auch Gebrauch von den ersten Kinderwagen, die im 19. Jahrhundert aufkamen. Die Tradition des Tragens ging ab diesem Zeitpunkt immer mehr zurück.

In den Industrienationen ist das Tragen eher selten geworden. Kinder werden heute weitgehend in Entwicklungs- und Schwellenländern noch am Körper der Eltern getragen.

Es gibt neben Tragetüchern verschiedene andere Babytragehilfen, durch die der Anteil der Eltern, die ihre Kinder tragen, wieder zunimmt.
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Geschichte des Kinderwagens

Mitte des 16. Jahrhunderts hat ein Tischler erstmals einen Transportwagen gebaut, der für sein Kind gedacht war.
Davor wurden die Kinder getragen

  • in Tüchern
  • in Körben
  • in Holzsäcken

oder sie wurden in Schubkarren transportiert. Der Kinderwagen für die Wege außerhalb hat sich aus dem Stubenwagen entwickelt. Der Stubenwagen war ein mit Rädern versehenes Körbchen, das innerhalb der Wohnung benutzt wurde.

1840 wurde in England die erste Fabrik für Kinderwagen gegründet. Die ersten Modelle waren sehr hoch und hatten drei Räder; die Babys konnten darin nur sitzen. Für die ersten Lebensmonate waren diese Wagen daher nicht geeignet.

1880 wurden die ersten Modelle konstruiert, in denen der Säugling liegen konnte. Der Aufsatz bestand aus einem Korb aus Weidengeflecht, das Gestell hatte nun vier Räder.

Mitte des 19. Jahrhunderts gründete der Stellmacher Ernst Albert Naether in Zeitz eine Firma zur Herstellung von Kinderwagen.

Traglinge (dazu zählen die Primaten, also auch der Mensch) werden normalerweise dicht am Körper der Mutter getragen.

Was sind wir eigentlich?

Woran erkennst Du eigentlich einen Tragling?

  • Um sich zu beruhigen, benötigt es Bewegung.
  • Direkt nach der Geburt zeigt das Baby schon eine Greif- und Klammerreaktion. Es kann sich jedoch nicht selbständig an der Mutter festhalten wie z.B. ein Affenbaby.
  • Traglinge können bei der Geburt hören und auf eine begrenzte Entfernung scharf sehen.
  • Wenn sie abgelegt werden, zeigen sie, dass sie Angst haben und den Körperkontakt brauchen.

Verhaltensmuster

Ein Neugeborenes sieht nach der Geburt ca. 30 cm scharf und erkennt damit schon früh die Mutter und andere nahestehende Personen.

Was machst Du, wenn Dein Baby weint?
Richtig, Du nimmst es instinktiv in den Arm, schaukelst es und trägst es umher. Oder Du legst es in eine Wiege oder Schaukel. Bewegung ist ein Zeichen für das Baby, dass ein Erwachsener anwesend ist und es in Geborgenheit ist.

Dein Baby war schließlich 9 Monate in Deinem Bauch. Es ist also daran gewöhnt bei Dir zu sein, herumgetragen zu werden und Deine Nähe zu spüren.

Streichst Du die Handinnenfläche Deines kleinen Babys wird es mit Kraft Deinen Finger umgreifen. Neugeborene zeigen diesen Greifreflex sogar noch an den Füßen. Dies ist ein Überbleibsel aus der Zeit, als wir Menschen noch Fell hatten und die Jungen sich in diesem festgeklammert haben.
Das Fell zum Festklammern haben wir im Laufe der Evolution „abgelegt“. Deshalb müssen wir uns heutzutage damit behelfen, indem wir unsere Kinder auf den Arm nehmen oder eine Tragehilfe verwenden.

Wusstest Du, dass 2/3 der Weltbevölkerung ihre Babys heute noch tragen?
Heutzutage werden Babys hauptsächlich in Lateinamerika, Asien und Afrika getragen.

Ist das Tragen denn nicht schädlich oder gefährlich für das Baby?

Die frühere Generation scheint noch oft der Meinung zu sein, dass das Tragen von Babys nicht gesund ist. Es herrschen oft Vorurteile, dass das Kind verhätschelt und verwöhnt wird oder das Kind Schäden am Bewegungsapparat durch das Tragen bekommt.

Dies ist jedoch nicht richtig! Genau das Gegenteil ist der Fall!

  • Die Muskeln und die Wirbelsäule Deines Babys werden trainiert.
  • Richtiges Tragen unterstützt die gesunde körperliche Entwicklung, insbesondere der Wirbelsäule und der Hüften. Eine Langzeitstudie ergab, dass sich getragene und nicht getragene Kinder in Haltungsschäden nicht unterscheiden (Stand: Einschulung).
  • Beim Tragen erhält das Gehirn Deines Kindes mehr Reize als beim Liegen, da das Kind alles in senkrechter Haltung sehen kann und nicht nur nach oben schaut. Jede Deiner Bewegungen gibt Impulse an die Gleichgewichtsorgane, Haut, Nerven und Muskeln Deines Babys. Der ständige Körperkontakt vermittelt Geborgenheit.
  • Auch ist das Tragen besonders gut für die Hüfte und den Oberschenkelkopf Deines Kindes. Die Spreiz-Hockstellung bringt beide in die richtige Position zueinander, denn bei Babys ist die Hüftpfanne noch weich. Der Oberschenkelkopf sitzt noch nicht fest im Gelenk.

Achte darauf, dass das Baby korrekt in Hockstellung sitzt.

Hüftgelenksanomalien werden in Deutschland durch routinemäßige Ultraschalluntersuchungen meist schon frühzeitig erkannt. Es gibt verschiedene Behandlungsmethoden, u.a. kann sich auch das Tragen des Säuglings positiv darauf auswirken.

Warum schreien viele Babys, wenn sie abgelegt werden?

Kennst Du das? Du willst mit Deinem Baby im Kinderwagen spazieren gehen oder es nach dem Stillen hinlegen und Dein Baby fängt an zu schreien?
Warum ist das so?
Wir Menschen sind eigentlich Nomaden und sind früher von Ort zu Ort gezogen. Viele Jahrtausende bedeutete es für das Baby große Gefahr vergessen zu werden, wenn es alleine auf dem Rücken liegt, keine Bewegung und keinen Körperkontakt spürt. Es warteten evtl. schon wilde Tiere auf ihre nächste Mahlzeit. Damit das Baby von seiner Gruppe nicht vergessen wurde, schrie es, um auf sich aufmerksam zu machen und um wiedergefunden zu werden, bevor die Gruppe weiterzog.

Kinder fühlen sich am Wohlsten, wenn sie direkten Körperkontakt zu Dir oder einer bekannten Person haben. Diesen bekommen sie am ehesten, wenn sie getragen werden. Für die physische und psychische Entwicklung der Kleinen ist der Elternkörper und somit das Tragen optimal.

Der Trend geht wieder zum Tragen!

Bei den Tragehilfen gibt es immer mehr Anbieter und Modelle. Mit einer entsprechenden Anleitung (die es auch auf YouTube gibt) und ggf. etwas Hilfe Deiner Hebamme wirst Du die Wickeltechniken sicher schnell erlernen.

Das Kind sollte beim Tragen das Gesicht zum tragenden Menschen und nicht den Blick nach vorne haben. Wenn das Kind mit „Blick nach vorn“ vor dem Bauch getragen wird, kommt es in ein Hohlkreuz und die Beine haben keinen Halt. Zudem wird das Gewicht nicht vom Popo gehalten, sondern das Gewicht trägt bei Mädchen das noch weiche Schambein, bei Jungen die Hoden.

Sofern Du das Tragen noch nicht gewöhnt bist, solltest Du den Schwerpunkt möglichst nah und hoch an Deinem Körper setzen. Fang mit kurzen und regelmäßigen Tragezeiten an. Deine Muskeln werden sich an das immer schwerer werdende Kind gewöhnen.

Vor- und Nachteile des Tragens

Vorteile

  • Das Baby ist zufriedener und schreit weniger, da es Körperkontakt hat und ihm dies Geborgenheit vermittelt.
  • Das Kind kann alle Aktivitäten aktiv miterleben.
  • Bessere Mobilität: mit dem Kinderwagen kommst Du nicht überall hin (Wanderungen, tiefer Schnee, etc. )
  • Bei Verdauungsproblemen des Babys kann das Tragetuch hilfreich sein.
  • Direkter Körperkontakt reguliert die Temperatur des Babys.
  • Beide Hände sind frei.
  • Eine Tragehilfe ist klein und praktisch zum Mitnehmen.
  • Regelmäßiges Tragen fördert die Stärkung der Rumpfmuskulatur des Tragenden.

Nachteile

  • Du musst das Gewicht des eigenen Kindes auch über die Schwangerschaft hinaus tragen.
  • Bei medizinischen Problemen (Bandscheibenvorfall o. ä.) ist das Tragen unter Umständen nicht möglich. Mit dem behandelnden Arzt und einer ausgebildeten Trageberaterin abklären.
  • Sportliche Aktivitäten sind nur beschränkt möglich.
  • Ein Tragetuch oder eine Tragehilfe muss korrekt angelegt werden. Die Techniken müssen erlernt werden.

Ich empfehle Dir folgendes Tragetuch:
Didymos Babytragetuch

Fazit

Traglinge (dazu zählen die Primaten, also auch der Mensch) werden normalerweise dicht am Körper der Mutter getragen. Eine Tragehilfe festigt die Bindung zwischen Dir und Deinem Baby nach der Schwangerschaft. Du kannst es nicht verwöhnen, indem Du es trägst und bei Dir hast. Auch im Alltag zu Hause kann eine Tragehilfe sehr hilfreich sein, denn Du hast beide Hände frei und bist nicht so eingeschränkt als wenn Du Dein Kind auf dem Arm hast. Dennoch: Ein Kinderwagen ist schon praktisch! Er eignet sich gut um z.B. Einkäufe zu erledigen oder als Reisebett für die Kleinen. Auch wenn Du viele Sachen transportieren möchtest ist ein Kinderwagen sehr praktisch.

Wie transportierst Du Dein Kind für gewöhnlich? Was hat Dein Kind am liebsten?

Vielen Dank für Deine Unterstützung!

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Quellen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Babytragetuch
http://de.wikipedia.org/wiki/Kinderwagen
http://www.wunderbar-geborgen.de/geborgenheit/tragling/
http://www.faz.net/aktuell/wissen/mensch-gene/die-lieben-kleinen-4-festgezurrt-vor-mutters-busen-1194650-p4.html
image: www.pixabay.com, Lizenz: CC0 Public Domain

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