Dies ist ein Gastbeitrag von Jana. Jana ist früh Mutter geworden. Jedoch hat sie sich das Babyglück anders vorgestellt. Über ihre Herausforderung mit einem „Schreibaby“ schreibt sie in diesem Artikel. Viel Spaß beim Lesen. 🙂
Meine eigene Herausforderung als Mutter: Die beste Entscheidung, die ich je getroffen habe
Kaum volljährig war ich eine stolze werdende Mutter, und schon bald hielt ich mein Baby im Arm – nicht ganz geplant, aber hundertprozentig gewollt. Natürlich wollte ich alles so richtig machen wie irgend möglich und eine wirklich gute Mutter sein. Nur machte mein kleines Mädchen es mir nicht gerade leicht. Sie schrie. Und schrie. Und schrie noch mehr. Mehrere Stunden am Tag verbrachte sie mit Schreien, unterbrochen von unruhigen Pausen, in denen wir beide uns nicht richtig erholen konnten. Dieser Zustand bringt alle Eltern an den Rand der Belastungsfähigkeit und zehrt an den Nerven. Eines Tages musste ich den Raum verlassen, um Abstand von meinem schreienden Baby zu bekommen und Ruhe tanken zu können. Da wurde mir klar: So konnte es nicht weitergehen. Es musste etwas geschehen.
Der Tag, als mir etwas klar wurde
Bisher war das Schreien für mich etwas, was ich als Mutter abzustellen hatte. Schließlich kann eine gute Mutter ihr Kind immer beruhigen. Ich konnte es nicht. War ich deshalb eine schlechte Mutter? Viele Selbstzweifel traten auf. Ich stellte meine Mutterqualitäten auf den Prüfstand und kam mir vor wie eine Versagerin. Alle anderen Babys waren ruhige, zufriedene Knuddelbabys, nur meins nicht – so schien es mir. Irgendetwas musste ich doch falsch machen, irgendwo musste ein gravierender Fehler in meinen Fähigkeiten sein. Das dachte ich zumindest.
Einfach mal die Sichtweise ändern
Dann kam der Moment, der mir die Augen öffnete. Bisher probierte ich nur daran herum, wie man das Schreien abstellen konnte. Unzählige Stunden auf dem Pezziball geschaukelt, gefühlte Kilometer mit dem Baby im Fliegergriff gelaufen – das Schreien war zwar kurzfristig beruhigt, aber nicht wirklich behoben. Ich musste woanders ansetzen: bei den Ursachen des Schreiens. Denn wenn ich die Ursachen beheben konnte, brauchte mein Baby nicht mehr zu schreien. Schließlich schreit kein Baby einfach grundlos, das Schreien ist auch für das Baby unangenehm und anstrengend. Also galt es, dort anzusetzen. So simpel es klingt, für mich war es eine große Befreiung. Denn plötzlich brauchte ich nicht mehr mich als Mutter infrage zu stellen, sondern konnte die Ursache für das Schreien woanders suchen als in der Mutter-Kind-Beziehung. So wurde ich zum Schrei-Detektiv.
Viele Ursachen, eine Wirkung
Manchmal ist es ganz einfach, die Ursache für das Schreien herauszufinden. Mit ein bisschen Erfahrung finden alle Eltern heraus, dass ein Hungerschreien ganz anders klingt als die Beschwerde, dass die Windel voll ist. Manchmal ist es zu warm, manchmal zu kalt. Mal ist das Kleine müde, mal ist ihm langweilig. Diese Punkte sind im Handumdrehen in Ordnung gebracht – man muss sie einfach durchprobieren und hat bald das Unwohlsein beim Baby behoben. Das Baby ist wieder zufrieden und ausgeglichen.
Manchmal ist es aber etwas komplizierter. Schreibabys scheinen schier unberuhigbar zu sein. Das kann alle Eltern hilflos machen. Der Punkt ist aber, dass heftiges Babyschreien nichts Unnormales sein muss. Manche Babys sind einfach gerade in den ersten drei Lebensmonaten noch nicht so weit, dass sie reif genug sind für die große weite Welt. Eigentlich möchten sie nur eins: zurück in Mamas Bauch. Da war für sie die Welt noch in Ordnung, dunkel oder dämmrig, ruhig und schaukelnd. Die Tage glichen einander, nichts war unruhig. Da ist es ja verständlich, dass es einem kleinen Baby zum Schreien ist, wenn die große Welt so anders ist, so laut und so hell. Und genau hier kann der Schlüssel liegen, um das Baby glücklich zu machen.
Viele Ansätze zur Lösung
Wenn man das Babyschreien so begreift, dass es quasi das Protestgebrüll gegen die große Welt ist, kann man die Situation auch einfach umdrehen. Das Baby will zurück in Mamas gemütlichen Bauch – stellen wir die Situation vor der Geburt doch einfach so gut es geht nach. Hierzu gibt es verschiedene Tipps und Hilfsmittel:
- Im Tragetuch wie ein Kängurubaby ist es fast so gemütlich wie früher im Mutterleib.
- Ruhige Umgebung. Kein allzu großer Lärm und ruhig etwas abgedunkelt.
- Gleichförmiger Tagesablauf. Keine Turbulenzen und nicht immer wieder neue Situationen.
- Ein Pucksack erinnert an die Enge im Mutterleib.
- Und viele Dinge mehr. Der Grundsatz lautet: Nähe, Ruhe und Geborgenheit.
Sicherlich wird sich nicht von einer Minute zur anderen ein großes Erfolgserlebnis einstellen. Manche Babys mögen das eine auch lieber als das andere, haben zum Beispiel kein Problem mit hellem Licht, aber dafür umso mehr mit lauten Geräuschen. Hier hilft nur eins: ausprobieren, das Baby genau kennenlernen und nicht aufgeben. Irgendwann wird das Gesamtpaket an Beruhigungsmaßnahmen greifen, wenn das Baby sich daran gewöhnt und Vertrauen gefasst hat. Von dieser sicheren Warte aus, im Tragetuch nah bei Mama und Papa und ganz in Ruhe, lässt sich die große weite Welt sicher erfahren und erleben. Und irgendwann ist dann auch das lauteste Schreibaby so weit, neugierig und ausgeglichen die Welt erfahren zu wollen. Ganz sicher.
Autorenprofil
Ich bin Jana, mittlerweile 31 Jahre jung und Mutter einer 12-jährigen Tochter. Ich wurde also schon sehr früh Mutter, mit 19. Noch dazu war das wunderbarste aller Babys kein ganz einfaches Kind, sondern ein Schreibaby. Ich habe mich intensiv mit der Thematik beschäftigt, vieles ausprobiert und aus meinen eigenen Fehlern gelernt. Meine Erfahrungen und Tipps, die wirklich gegen das Schreien helfen, stelle ich anderen Eltern von Schreibabys auf meiner Website www.hilfe-mein-baby-schreit.de zur Verfügung und stehe ihnen mit Rat und Tat zur Seite.
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